Die ersten 6 Wochen…

…in dieser Pandemie und ja, wir haben alle überlebt…oder anders: ich habe überleben lassen?

Was kann schon so schwer sein an Homeoffice und Homeschooling?…habe ich gedacht. Das kriegen wir schon hin….habe ich gedacht. Ja, es wird nicht rosig, aber wir kriegen das schon hin…habe ich gedacht. Schön gedacht, Mädchen, schön gedacht…und so positiv…kann ich mir auch nichts von kaufen, weiß ich jetzt *rolleyes*

Ich sag euch, für die, die es nicht gar selber schon erfahren haben, was ich so unterschätzt habe…die Zeit, ja verdammt nochmal, die Zeit! Und….meine Geduld….und dieses Schule spielen.

Es ist nicht so im Pyjama, mit Kaffeetasse, bei Sonnenschein aufzustehen, glücklich strahlend erwachende Kinder zu empfangen, mit der Motivation, ihre Schulaufgaben jetzt machen zu dürfen….ja, endlich zu können… NEIN! NEIN! NEIN! Und nein, schon gar nicht schaffst du es, nebenbei (ich hasse dieses Wort seit 6 Wochen so sehr) im Homeoffice zu arbeiten…GELÄCHTER! Ach ja, die Beköstigung hatte ich ganz vergessen zu erwähnen…ich sage nur so viel: man wurde erfinderisch und gibt sich auch mit weniger zufrieden, so what.

Mein Tag beginnt so gegen 5 Uhr, Kind 2 erwacht meist eine Stunde später, Kind 1 muss sich den Wecker auf 8 Uhr stellen, denn sonst ward es vor 11 Uhr nicht gesehen…wir sitzen am Küchentisch, ich vorm Laptop, die Kinder bestenfalls vor ihrem Frühstück. So kurz vor 9 Uhr ist „Schulstart“…ja wir haben das wirklich so umgesetzt, da beide Kinder diese Struktur brauchen. Nach 2 Minuten fragt Kind 2, wann endlich Pause sei…

Kaum ist der Stift in der Hand, fällt Kind 1 ein, dass es noch etwas frühstücken möchte…etwas weiter oben ist nachzulesen, dass beide bereits gefrühstückt haben, Merke! Kind 2 findet das amüsant und gackert am Tisch…das kann durchaus schon mal 5 min. dauern. Zwischendurch erinnert mich meine Arbeitskollegin via E-Mail noch an einen Ausdruck…mein dritter Kaffee übrigens. Jetzt fällt dem gackernden Kind ein, dass es erst wieder seine Aufgaben beginnt, wenn Kind 1 aufgegessen hat. Revolte.

Kind 1 glotzt in die Luft und „überlegt“…solange beide atmen -> entspann dich. Kind 2 weiß nicht mehr, was in Mathematik „N“ und „V“ bedeutet – ich auch nicht. Ich google und Sekunden später schäme ich mich fast dafür. Kind 1 und Kind 2 lachen – ich nicht.

Separieren! Kind 1 sitzt nun im Wohnzimmer, Kind 2 in der Küche…ich mittendrin. Ist ja nicht so, dass beide einen Schreibtisch in ihren Zimmern hätten….

Plötzlich erinnert mich Skype an die bevorstehende Telefonkonferenz auf Arbeit..Mist, total vergessen zwischen Mathematik Klasse 1 und Sachkunde Klasse 4. Während der Telco bin ich mehr damit beschäftigt Kind 1 im Wohnzimmer zu helfen und nett dabei zu lächeln mit geschlossenen Zähnen und Kind 2 erneut zu ermahnen, doch endlich mal die Lösung auch aufzuschreiben. Ab dem Moment hasse ich alles ein wenig…nur ein wenig.

Es ist mittlerweile 10 Uhr…ich noch im Schlafanzug, vierter Kaffee läuft durch…Kind 1 braucht Hilfe…Kind 2 hat nun Hunger. Ich trinke meinen Kaffee gaaaaaaanz laaaangsaaaam. Diverse Gedanken in Richtung Flucht erscheinen mir gar nicht mehr so abwegig. Den Ausdruck, an den meine Kollegin mich erinnerte, habe ich noch immer nicht gemacht. Aber das ist mir auch gerade egal. Kind 2 nagt am Apfel und jammert über Bauchschmerzen. Das, stellt sich heraus, sind Faul-Bauchschmerzen – kennen wir alle noch.

Hofpause! ja, das ist eine gute Idee…ich habe 10 min. am Laptop „gewonnen“, die Kinder hüpfen auf dem Trampolin. 10 Minuten später steht Kind 1 wieder vor mir und hat….Hunger. Es folgt eine Aufklärung in Sachen: „Appetit ist nicht gleich Hunger!“ und „Prokrastination – Sieh im Duden nach!“ Kurz überlege ich, ob ich Kind 1 ein kurzes Diktat dazu schreiben lassen sollte, verwerfe diesen Gedanken aber schnell wieder, weil Kind 2 plötzlich in dieser Diskussion die Chance auf etwas Süßes sieht: Gleichberechtigung wird gefordert und ich sehe schon selbstgebastelte Plakate in der angemeldeten Demo ab 14 Uhr im Garten. Stop!

Eine Stunde später schaffe ich nun endlich zu drucken. Kind 1 ist fertig und beschäftigt sich „sinnvoll“…jeder weiß, was ich meine. Kind 2 dallert herum und zwei Wutausbrüche später (einen ich, einen Kind 2) ist es dann auch endlich fertig. Und beide gucken so lieb, als ob die letzten drei Stunden nichts war. Ist ihre Auffassungsgabe wirklich so anders als meine? Ich überlege lange, sehr lange. Kurz vor halb 12…ich fange an zu kochen. Immer noch im Schlafanzug. Gegen 12 Uhr ist das Mittagessen fertig, die Kinder essen und ich stehe unter der Dusche. Feierabend! Der Ausdruck von oder besser für Arbeit ist kaum lesbar, ich doktere am Drucker herum.

Ich frage mich nicht mehr, „was hast du heute geschafft?“, NEIN! ich bin dankbar, dass wir uns am Leben lassen, genug Geld für Essen haben (weil ja ständig ein Kind immer irgendwie Hunger hat) und uns noch leiden können….jedenfalls so ab 12 Uhr täglich. Ich setze mich auch nicht mehr unter Druck, was die Schulaufgaben der Kinder angeht, oder ob ich den Ausdruck jetzt vor oder nach 9 Uhr gemacht habe und mir ist es auch egal, ob beide Kinder zu Mittag warm essen und wenigstens mit einer Beilage…is mir schnuppe…sowas von.

Allerdings möchte ich mal ganz leise anmerken, dass ich Kind 1 und Kind 2 schon irgendwie bewundere….sie machen das so gut! Abgeschottet, ohne Freunde, keine Großeltern und nur sich und die Eltern…das kann ätzend sein, aber derzeit ganz im Gegenteil – wir rücken näher zusammen. Das ist dann wohl das Positive an der Situation – aha.

Mittlerweile ist es übrigens nachmittags und ich sitze mit dem, jaaaaaaa, fünften Kaffee auf der Terrasse, schaue der Wäsche zu, die ich übrigens heute morgen vor 7 Uhr noch aufgehängt habe und atme durch…und habe etwas Schiss vor morgen, denn das Rad dreht sich weiter und es wird nicht anders sein, dieses Morgen. Aber, da hilft kein Jammern und kein Jaulen – wir schaffen das…irgendwie.

Man wächst mit seinen Aufgaben….ja man, ich bin schon 3,68 m groß geworden *eyesroll* reicht dann aber auch jetzt.

Bleibt gesund!

 

 

 

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